Heiße Schokolade

Ein Plädoyer für die Behandlung beim Kaninchen-FachZahntierarzt



Heiße  Schokolade...



mag schon ein ungewöhnlicher Name sein für ein Kaninchen, tatsächlich wurde ein zartes Fellknäuel so benannt, Hot Chocolate. Irgendwie sah sie genau so aus, wie eine weiße Sahnehaube der Kopf auf dunkelbrauner Schokolade, der Körper.


Zwei schmerzhafte  Zangenbacken stanzten die Zuchtnummer in die Ohren und als die Kleine alt genug war, wurde sie immer wieder gedeckt und brachte Babys zur Welt, wechselte den Zuchtbetrieb um weiter zu produzieren, dreieinhalb Jahre lang. In der Stall Box, Hauptfutter Pellets, Heu, Trinkflasche, ein wenig Grün.


Dann hatte sie ausgedient, zu alt als Zuchthäsin. Auch sonst keine Verwendung mehr. Hot Chocolate wurde über Kleinanzeigen angeboten.


Die Wegwerfhasen bei der Menschenfrau steckten gerade mitten in einer Vergesellschaftung, die ins stocken kam. Eine Häsin zu wenig, ein Rammler der gemobbt wurde. Vielleicht könnte eine dritte Häsin das Gleichgewicht verbessern, so hoffte die Menschenfrau und googelte mal wieder weibliche Kaninchen in Außenhaltung. Das Bild von Hot Chocolate traf ihre Seele. Auch sonst passte alles und die Häsin wurde bald geholt. Ein neuer Name musste her da Hot Chocolate zu offiziell schien. Die Kleine wurde auf Kora getauft, Klang und Laut sollten weiterhin an Kakao mit Sahne erinnern – Heiße Schokolade.


Schon beim ersten Streicheln fanden die Finger der Menschenfrau den Knochenhöcker. Unter dem rechten Auge etwas weiter vorne eine auffällige Spitze unter dem Fell. Ein Stoßgebet an den Kaninchengott es möge keine Zahnwurzel sein. Da Beten nicht reicht wurde auch geröntgt.


Kaninchen halten heißt lebenslanges Lernen. Und es folgte die nächste Lektion.


Das erste Röntgenbild beim Haustierarzt gab scheinbare Entwarnung. Die Knochenspitze schien keine Verbindung zu den Zahnwurzeln zu haben. Trotzdem stimmte das Gebiss nicht, ein Abschliff war nötig.

In der Haustierarztpraxis wurde Kora von nun an in regelmäßigen Abständen geschliffen. Sie teilte dieses Schicksal mit Finn. Kam genauso gut klar wie er, nahm an Gewicht zu und wirkte glücklich.

Die prophylaktische Kastration steckte sie ebenfalls gut weg.

Eine Röntgenkontrolle nach 3 Monaten zeigte plötzlich ein anderes Bild. Vielleicht doch eine Verbindung zwischen der Knochenauftreibung und den Zahnwurzeln, oder eigentlich ganz sicher.

Was nun nichts an der Behandlung änderte. Weiter ging die Schleifbehandlung um den Druck auf die Wurzeln stets abzufangen. Da erstmal kein Zahn locker wurde ging das gut bis zum Herbst.


Eines Morgens war das rechte Auge von Kora knallrot und die Bindehäute dick geschwollen. Akute Augenentzündung. Dass es einen Zusammenhang zwischen Augenausfluss, Nasenausfluss, vor allem einseitig, und den Zahnwurzeln gibt, hatte die Menschenfrau inzwischen verstanden. Auch dass dann der Haustierarzt meist an der Grenze steht.


So tat sie das einzig Richtige und stellte Kora sofort! bei einer spezialisierten Zahntierärztin für Kaninchen vor. Die Augenentzündung konnte zwar auf eine frische Hornhautverletzung zurück geführt werden, also nicht zahnbedingt. Trotzdem war es schon  fünf vor zwölf, die drei ersten Zähne im Oberkiefer rechts bereits so massiv verändert in ihren Wurzeln und von der Substanz her, mit großen Spalten, dass ein Abszess nur eine Frage der Zeit gewesen wäre. Die bisherige Dauerbehandlung beim Haustierarzt hätte das nicht mehr lange abgefangen. Kora bekam einen schnellen Termin und fachkundige Hilfe. Die drei betroffenen Zähne wurden gezogen, OP und Nachbehandlung verliefen unauffällig.

Sie hat beste Chancen auf ein noch langes glückliches Kaninchenleben, artgerecht und frei. So soll es sein.

Lektion: Bei geringsten Auffälligkeiten, Gewichtsabnahme, Augenausfluss, Schnupfen, Tastbefunden am Kopf sofort zum Zahntierarzt für Kaninchen.

Klarahz im Januar 2021


wenige Stunden nach der OP

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