Prinzessin sucht...

Schloss vorhanden, Prinzessin sucht Mitbewohner...
... könnte die Überschrift einer Anzeige lauten, die Toni in einer Kaninchen-Single-Börse vielleicht schalten würde, wenn im Tierreich schon DSL verfügbar wäre.

Was ist aus den Weihnachts-Wegwerf-Hasen geworden?

Berta, dem lieben Neuzugang, waren noch 3 wunderschöne Monate im Gehege geschenkt Dann baute sie schnell ab und folgte Ende März 2016 dem schwarzen Kaninchen des Todes. Die Menschenfrau trauert sehr um die Sinnlosigkeit dieses Todes, jetzt wo Bertas Leben erst angefangen hatte.

Unangekündigt, völlig überraschend erschien
im
November 2016 zweimal das schwarze Kaninchen des Todes im Gehege und nahm morgens Moritz mit sich, abends Max. Symptome wie RHD, genau 3 Wochen nach abgeschlossener Grundimmunisierung könnte es eine seltene verspätete Impfreaktion gewesen sein, der die zwei liebenswerten Brüder zum Opfer fielen? (Inkubationszeit für RHD: 3 Wochen) Genetisch eng verwandt wäre eine gleiche Reaktion denkbar. Das sind Spekulationen. Die mutierte Form RHD2 schließt sich aus da Toni auch nach mehreren Tagen fit blieb.

Tatsache war dass Toni von heute auf morgen doppelte Witwe wurde und verstört reagierte. Sie saß einsam mit aufgeplustertem Fell in dem großen Hasenhaus und musste die kalten Herbstnächte allein aushalten. Die Menschenfrau trauerte mit Toni, um Toni, um Max und Moritz, es waren sehr dunkle Tage.

Ohne Frage sollte Toni nicht lange allein bleiben. Ein paar Tage Quarantäne um RHD2 mit seiner kurzen Inkubationszeit von 3 Tagen auszuschließen waren unumgänglich. Doch die Menschenfrau googelte bereits Abgabetiere, während ihr noch die Tränen die Wangen herab rollten.

Das Internet macht´s möglich dass binnen zwei Tagen schon 3 Kandidaten in die engere Wahl kamen. Die Menschenfrau nahm Kontakt zu den Besitzern auf und dann ging alles ganz schnell. So zogen am Wochenende die Häsin Paula und die beiden Rammler Finn und Crain ein, zunächst in provisorische Unterkünfte.


Protokoll einer Vergesellschaftung
 
Teilnehmer
 
Paula, w, Farbenzwerg loh schwarz, knapp 3 Jahre
Toni, w, Farbenzwerg weißgrannen Russe, 4 Jahre
Finn, m, kastriert, Rassenmix, 2 Jahre
Crain, m, kastriert, Löwenkopf, 0,5 Jahre
 
Finn und Crain kennen sich bereits, sie lebten bisher zusammen. Die anderen sind alle fremd untereinander. Paula lebte bisher einzeln, Toni lebte mit zwei kastr. Rammlern und seit 5 Tagen allein.

Finn wird von seiner Vorbesitzerin als schwierig beschrieben. Er hatte in der Vergangenheit Probleme mit größeren Gruppen ab 5 Tieren aufwärts. Crain gilt als unkompliziert.

Paula soll sich bei kurzen Begegnungen mit anderen Häsinnen sehr unterschiedlich verhalten haben.

Eine spannende Ausgangssituation und große Herausforderung. Die Menschenfrau ist selbst sehr aufgeregt.
 
Voraussetzungen – die goldenen Regeln
 
Kein Sicht- oder Schnupperkontakt vor Beginn der Vergesellschaftung zwischen den sich fremden Kaninchen.
Ein neutrales Revier steht zur Verfügung, ein Raum zwischen 7 und 9 qm den keines der Kaninchen kennt. Rutschfester Bodenbelag (hier Malervlies), Rückzugsmöglichkeiten ohne Sackgassen (Kartons mit zwei Eingängen, Platz unter Regalen etc.), großer zentraler Sichtschutz (große Holzkiste) mit Möglichkeit zum Rundlauf, zu Beginn ist überall Futter verstreut zur Ablenkung.

Los geht’s am Montag den 21.11.2016.
 
Tag 1
 
Um 11.30 Uhr werden alle Kaninchen zeitgleich ins neutrale Revier gesetzt. Von nun an nicht mehr trennen außer bei Eskalation der Lage. Was Eskalation wäre ist beschrieben auf kaninchenwiese.de → Vergesellschaftung
 
Es läuft erst mal gut. Keine ernsten Beißereien oder Knäuelbildung, die Menschenfrau entspannt sich..
 
Nach der ersten halben Stunde mit heller Aufregung, Jagd und Stress für alle haben Crain, Finn und Paula einmütig einen Waffenstillstand geschlossen weil sie eine Pause brauchen.  Sie setzen sich in eine Reihe und Paula schiebt ihren Kopf komplett unter Crain. Nach einer Zeit nähert sich Toni und schnuppert vorsichtig in Richtung der drei anderen. Nun entsteht das Foto des Tages.
 
Später geht es weiter mit dem Jagen. Nur Finn nimmt sich nach diesem Waffenstillstand heraus, zieht sich in eine Ecke zurück und verweigert länger als eine Stunde seine Teilnahme.  Sein Kopf ist dabei aber nach vorn gerichtet mit Blick in die Mitte des Raumes. Seine rechtes Ohr steht senkrecht hoch, das linke nach vorn schräg unten geklappt, diese Ohrenstellung hält er ohne Regung über eine Stunde stabil. Die Menschenfrau holt ihn schließlich mehrmals wieder ins Geschehen zurück bis er wieder anfängt zu fressen. Sie ordnet Finn in diesem Moment auf Platz 4 der Rangordnung ein. Am Abend ändert sich das abrupt, Er verteidigt einen Karton den er als "sein Haus" betrachtet. Niemand darf sich dem Karton nähern, Finn schießt sofort hervor und zeigt dabei höchst aggressives Verhalten gegen alle. Paula ist ihm aber gewachsen. Sie ist überhaupt das dominante Tier in dieser Gruppe, bis jetzt.
 
Crain sorgt mit seiner sonnigen unbekümmerten Art für einen positiven Ausgleich in dem ganzen Stress, davon profitieren alle. Paula fordert er schon auf ihn zu putzen. sie lässt sich ein wenig bitten und putzt ihm schließlich kurz Kopf und Ohren.

Toni und Paula halten noch deutlich Abstand aber greifen sich nicht ernsthaft an.
 
Crain und Paula schlagen bereits an diesem ersten Tag freudig Haken. Crain wälzt sich und Paula liegt öfter lang ausgestreckt und entspannt. Crain und Paula kommen am besten klar mit der Situation. Toni ist noch ängstlich aber neugierig, Finn ist sehr schwer einzuschätzen. Er tut lange gar nichts, dann schießt er los.
 
Das Abendessen bringt sie alle zusammen an den Teller und ist vorübergehend wichtiger als die Rangordnung auszufechten.
 
Bei gedämpftem Licht bleibt die Nacht friedlich.
 
Tag 2
 
Die Plätze 3 und 4 der Rangordnung sind nun klar vergeben, Toni ist vierter Chef, Crain ist dritter Chef ;)
Die Plätze 1 und 2 werden noch verhandelt ;)
 
Nach einer ruhigen ersten Nacht tritt am zweiten Tag nachmittags eine kritische Lage ein. Zwischen Paula und Finn kommt es zu heftigen Kämpfen mit Anspringen und beinahe Knäuelbildung. Die Menschenfrau geht einige Male dazwischen  und verlässt den Raum sicherheitshalber über eine Stunde nicht mehr.
 
Es geht immer auch noch um diesen Karton den Finn bewohnt. Der Karton muss schließlich entfernt werden. Finn verteidigt daraufhin nur noch die Ecke in der der Karton stand, aber schon weniger aggressiv.
 
Crain und Toni haben gar nichts mehr zu melden, sie werden während dieser heißen Phase verscheucht sobald sie sich bei Finn und Paula einmischen oder auch nur nähern. Crain und Toni gehen in geschützte Ecken und warten ab.
 
Den Rest des Nachmittags sitzen alle vier in meterweitem Abstand voneinander. Finn hat einen festen Platz den sonst niemand betreten darf, die anderen sitzen überall.

Heute wälzt sich auch Finn schon.
 
Zum Abendessen kommen Crain, Paula und Toni sofort zum Teller und fressen nebeneinander. Finn muss erst durch Wedeln mit Salatblätten angelockt werden. Als er sich dem Teller auch nur nähert springen alle anderen gleich weg. Finn holt sich ein Stück Karotte und trägt es auf seinen Platz.
 
Das macht er mehrere Male. Paula läuft ihm irgendwann entgegen und macht eine Unterwerfungsgeste, legt ihren Kopf vor Finn auf den Boden.
 
Tag 3
 
Nach der zweiten Nacht sind alle Kaninchen munter und unverletzt. Beim Frühstück setzt sich Finn auch immer wieder kurz mit an den Teller, bevor er sein Futter erneut an seinen Platz trägt. Die anderen springen nicht mehr sofort weg.
 
Paula und Finn springen sich noch gelegentlich mit aufgestelltem Schwanz an, springen umeinander herum oder übereinander drüber. Vor allem wenn Paula den Platz von Finn betritt. Das tut sie auch bei jeder Gelegenheit wenn Finn grad woanders unterwegs ist. Er sieht es sofort und schießt auf sie zu, dann wird wieder im Kreis gesprungen. Finn macht ein großes Aufheben um diesen Platz in „seiner Ecke“ und beansprucht den allein für sich.
 
Zwischen Crain und Paula, Paula und Toni, Toni und Crain kommt es öfter schon zum sekundenkurzen Ohren- und Kopfablecken. Vor allem Paula ist sehr bedürftig nach Kontakt, sie schiebt immer wieder auffordernd ihren Kopf unter Crain, Toni und auch Finn und hofft, geputzt zu werden. Trotzdem dürfen sich Crain und Toni ihr gegenüber nichts heraus nehmen. Vor Finn hat sie Respekt aber keine Angst.
 
Paula lässt sich mittlerweile von der Menschenfrau sehr gerne streicheln. Sie legt sich ganz flach und genießt es sehr. Crain lässt sich auch gerne streicheln und sogar Finn hat nichts dagegen. Toni mochte es noch nie, nur phasenweise und vorsichtig mit einem Finger. Paula versucht auch dauernd Finn dazu zu bringen, dass er sie putzt. Bis jetzt ist das noch unter seiner Würde. Er putzt niemanden außer sich selbst. Crain kommt oft zu ihm zum Kontaktschnuppern und wird je nach Laune geduldet oder verjagt. Auch Toni und Paula durften schon mit Finn etwas länger Kontakt schnuppern, aber dann jagt er sie wieder weg.
 
Die vier sind auf einem guten Weg. Bald kann die gesamte Mannschaft ins Freigehege umsiedeln. Der Keller ist nicht für einen Daueraufenthalt geeignet.

Am späteren Vormittag des dritten Tages gewinnt Paula die Oberhand. Sie jagd Finn durch die Gegend und er kuscht. Im Laufe des Nachmittags ist die Rangfolge klar entschieden.
1.Paula, 2. Finn, 3. Crain, 4. Toni.

Finn verlässt seine Ecke und geht auf die andere Seite des Zimmers. Dort ruht er längere Zeit unter eine Kiste aus. Danach sieht man ihn häufiger im Zentrum, am Futterplatz und zwischen den anderen.

Die Kaninchen entspannen und sitzen immer näher zusammen. Crain putzt Paula fast 10 Minuten, abends putzt Toni Paula. Crain putzt Finn und Finn putzt einmal aus Versehen Crain, bis ihm einfällt dass sein unsichtbarer Thron dies nicht zulässt. Sofort hört er auf.

Abends lässt die Menschenfrau kurz die Tür zum provisorischen Vergesellschaftungsterritorium offen, sofort tasten sich Toni, Paula und Crain neugierig, aufgeregt und ängstlich auf den angrenzenden Fliesenboden. Finn bemerkt das, läuft dazu und marschiert lässig über die rutschige Fläche. Er erkundet furchtlos das neue Terrain unter der aufgehängten Wäsche. Als die Menschenfrau ihn zurück leitet, empfängt ihn Paula mit einer gewissen Bewunderung.

Das Abendessen läuft harmonisch und alle sitzen zusammen.

Die Zeit im neutralen Revier geht dem Ende zu. Morgen dürfen sie ausziehen ins Freigehege.

Tag 4

Nach der dritten Nacht wird die Menschenfrau morgens von einer fröhliche Kaninchengruppe empfangen die hin und her springen, sich beschnuppern, putzen, Finn mitten drin. Sie stürmen zum Futter. Ein halber Salat in einem ganzen Stück, keine zerpflückten verteilten Blätter, erfordert, dass alle nah zusammen sitzen. Finn hat kein Problem mehr, er sitzt mitten drin. Es ist soweit. Der Erkundungsgang am Abend zuvor unter die aufgehängte Wäsche hat deutlich gemacht, dass sie einen starken Tatendrang haben und was Neues brauchen. Der Keller ist ausgereizt, auch lässt sich das Malervlies jetzt am 4. Tag wirklich nicht mehr gut sauberhalten.

Um 7.45 Uhr geht es dann los. Kurze Panik weil sie alle in einen Transportkarton müssen. Dann dürfen sie im Freigehege aussteigen. Toni springt sofort aus dem Karton und flitzt los, schließlich ist sie hier zuhause und kennt sich aus. Die anderen werden rausgehoben. Sie sind verwirrt, aber schnell begeistert. Platz, Platz, Platz.......... wie schööön......... und die frische Luft, und diese Blätter vom Herbst, und Erde, und spannende Dinge, Geräusche. Sie orientieren sich und dann fangen sie an zu rennen, Haken zu schlagen. Keine Zeit für das Frühstück. Sie erkunden das Hasenhaus, die Leitern die auf die obere Etage führen, Paula entdeckt ein Erdloch in dem sie unbedingt ganz lange sitzen muss.

Die Kaninchen sind außer sich, es ist spannend und anregend im Freien. Sie markieren, sie prüfen alles, erkunden jede Ecke. Paula und Finn müssen die Cheffrage nochmal aufrollen. Sie springen im Kreis.  Toni geht sofort auf ihre früheren Stammplätze vor und hinter dem hohlen Baum. Finn sitzt gleich auf einem Baumstumpf und hat den Überblick. Crain ist einfach nur selig. Er springt und rennt und klettert. Sie finden Blätter von der Weide und vom Amber, Gras soweit es noch wächst im herbstlichen Garten, ein paar Wiesenpflanzen, lassen Efeu, Farne und Geißblatt links liegen denn ein gut ernährtes Kaninchen frisst keine Giftpflanzen.

Ein milder Herbsttag, leichter Hochnebel, feuchter Boden, aufregende Gerüche, Temperaturen im Plusbereich über 10 Grad. Eine trockene Hütte, frisches Stroh, duftendes Heu. Verstecke und Ebenen, Tunnel und Durchschlüpfe. Willkommen in eurem neuen Leben.

Tag 5

Die erste Nacht im Hasenhaus verbringen Finn und Toni auf der oberen Ebene. Sie ruhen getrennt und begegnen sich hin und wieder friedlich. Sie stecken die Köpfe zusammen und schnuppern ausgiebig, erste Ansätze zum gegenseitigen Putzen sind da.


Paula und Crain blieiben unten.. Sie verhalten sich aggressionsfrei aber unruhig. Sie putzen sich häufig.

Als es morgens hell wird öffnet die Menschenfrau die Tür zum Gehege. Ein neuer Tag im Garten beginnt. Die Begegnungen zwischen den einzelnen Tieren verlaufen entspannt und friedlich.

Bilanz der Vergesellschaftung

Schwierig, anspruchsvoll, trotzdem überraschend schnell. Sehr lehrreich. In jedem Fall lohnend.
Nur eine harmlose Verletzung, Finn kassierte eine Bisswunde am Rücken, die aber schon gut verschorft. Vermutlich von Paula erhalten am zweiten Tag während der Krise.

Die Prinzessin hat ihre Mitbewohner gefunden, die einsame Zeit ist vorbei.

Unvergessen im Herzen tragen wir Berta, Max und Moritz.

Klarah z im November 2016

Epilog - Zepterwechsel

Zepter, Krone und sämtliche königliche Insignien wechseln in der dritten Woche nochmals den Besitzer.

Toni, die vermutlich noch unter Schock und Trauer stand, ließ sich bei der Vergesellschaftung anscheinend überrumpeln und auf Platz 4 verbannen.

Drei Wochen später, die sie mit Paula, Finn und Crain bereits harmonisch im Gehege lebte und den niedersten Rang inne hatte, ist es plötzlich vorbei mit der Duldsamkeit. Die alte freche Toni kommt wieder zum Vorschein. Sie legt sich mit Paula neu an. Das Gehege ist übersät mit weißem Fell und noch viel mehr schwarzem. Paula, völlig verunsichert, reagiert panisch auf jede Bewegung, sie flücht nicht nur vor Toni sondern auch vor Finn und Crain. Auffällig ist auch dass eines ihrer Ohren sehr heiß ist. Die Menschenfrau entdeckt eine größere Bisswunde an der Ohrwurzel.  Es kommt zu Extremverhalten indem Paula sich mit dem Kopf in die Ecke setzt und apathisch verharrt. Stunden, halbe Tage, ein ganzer Tag.

Die Menschenfrau beobachtet engmaschig ca. 30 Stunden und als es gar nicht besser wird, quartiert sie alle 4 Kandidaten wieder ins neutrale Revier um. Das Verhalten bessert sich hier schnell, Paula findet wieder in die Gruppe zurück. Das Ohr heilt komplikationslos ab. Nach drei Tagen geht es endlich und endgültig wieder zurück ins Gehege.

Die Rangfolge wechselt auf 1. Finn, 2. Toni, 3. + 4. Gleichstand für Paula und Crain.

Wieder einmal haben sich die Instruktionen auf Kaninchenwiese.de bewährt, das instinktive Verhalten zu erkennen und zu nutzen. Auch in schwierigen Situationen und gerade hier.

So lebt die Prinzessin nicht mehr einsam in ihrem Schloss und das Märchen findet sein gutes Ende
- Nachtrag Februar 2017
Dritter Akt - und jetzt ist es leider auch ein Drama - zwischen Toni und Paula sollte sich leider nie liebevolle Freundschaft sondern nur eine Art freundliche Duldung entwickeln. Jeweils beide Häsinnen sind mit jedem Rammler dagegen sehr innig.
3 Jahre später wird das Gleichgewicht in der Gruppe erneut erschüttert. Es fängt harmlos an, Finn scheucht Toni gelegentlich vom Futter fort. Die Menschenfrau registriert dies verwirrt. Was ist los? Noch etwas ist aufgefallen, Toni ist wieder im Graberausch. Sie gräbt verbissen einen tiefen Gang in den Erdhügel. Wird das Loch verschlossen macht sie sofort daneben weiter. Und Toni putzt sich nicht mehr richtig. Nach dem Graben in der Erde bleibt ihr Rücken grau und verschmutzt. Sonst war sie innerhalb von einem Tag oder zwei nach dem Graben wieder weiß und sauber. Und dann an einem Mittwoch im September 2019 sprengt sich die Gruppe ohne erkennbaren Anlass. Das Gehege ist mit weißem und schwarzem Fell übersät. Toni und Paula rollen im Knäuel. Sie sind ineinander verbissen, fällt eine ab und flüchtet, jagt die andere hinterher. Das geht über das gesamte weitläufige Gehege. Immer wieder. Immer neu. In heller Panik greift die Menschenfrau ein, trennt die beiden, beobachtet was nun geschicht. Die Lage eskaliert. Wechselweise greifen die Kaninchen an oder flüchten. Toni wird schwar an der Oberlippe verletzt. Die Wunde ist behandlungsbedürftig. Versteckte Krankheiten beim Kaninchen führen oft zu Verhaltensauffälligkeiten und Aggression. Darum bitter die Menschenfrau den Tierarzt um einen Check. Hormonelle Belastung der Häsin führt häufig zu Folgekrankheiten. Und tatsächlich ist bei Toni ein Tumor der Gebärmutter zu tasten. Ulteraschall und Röntgen bestätigen den Befund. Das wäre ein mögliche Erklärung für die wieder aufgeflammten Aggressionen. Ein OP-Termin wird festgesetzt. Gebärmutter und Eierstöcke sollen entfernt werden. Wie das nun auch ausgehen mag.... die Menschenfrau hat wieder einmal dazu gelernt. Nämlich dass die Kastration beim weiblichen Kaninchen genauso sinnvoll ist wie beim männlichen. Und sie wird umdenken in Zukunft. Sie setzt sich sofort an den PC und schreibt die Story "Weibergeschichten".
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