Krise


Jede Krise ist eine Chance.


Die Krise bricht alte Strukturen auf, gewaltsam, doch nachhaltig.

Sie sorgt für Veränderung.

Sie zwingt uns zu handeln. Sie zwingt uns zur Weiterentwicklung.

Oft sind die Folgen positiv, die Situation verbessert sich.


Das Jahr 2020/21 bescherte uns eine große Kaninchenkrise. Sie betraf schlagartig alle 7 Kaninchen.


Die Krise war extrem stressig.

Sie war von Angst geprägt um Leben und Gesundheit mehrer Kaninchen.

Sie war von Überforderung gekennzeichnet da die vielen nicht steuerbaren Notfalltermine bei weit entfernten Spezialpraxen den Alltag gehörig durcheinander brachten.

Wir stecken noch drin, in der Krise. Doch die positiven Folgen zeichnen sich bereits ab. Enorm viel mehr Wissen, ein verbessertes Konzept, eine allmähliche Rückkehr zu einer steuerbaren Normalität und ein zunehmend zuversichtliches Gefühl, dass die Dinge richtig laufen.



Und das war geboten in 2020 bis in den Sommer 2021 hinein:

neben den Standardimpfungen für 7 Kaninchen

und 4 prophylaktischen Weibchenkastras

sowie 3 Zahnkaninchen in Dauerschleiftherapie kamen dazu akute Notfälle:

einmal Röntgendiagnostik einer alten bis dato nicht bekannten Fehlstellung im Sprunggelenk durch Auskugelung in früher Jugend,

zweimal EC Diagnose akute Phase mit Symptom Inkontinenz,

acht mal Magendilatation (Aufgasung)

davon sechs mal Notdienst Tierklinik in der Nacht, stationäre Aufnahme,

einmal chronischer Augenausfluss einseitig, immer wiederkehrend, behandlungsresistent und im Herbst hier Diagnose auf Zahnwurzelproblem als Ursache und Einleitung einer wirksamen Behandlung durch Druckentlastung der Zähne, Zahnkaninchen Nummer 4 war nominiert,

einmal hartnäckige Pilzinfektion auf Wunde,

einmal Akutzustand durch nicht mehr fressen, bereits schwere Übersäuerung des Körpers als Ursache eine massive Verletzung der Zunge wegen Zahnhaken bei einem Zahnkaninchen, das eigentlich unter Kontrolle sein sollte durch regelmäßige Schleifbehandlung beim Haustierarzt,

infolge dieser Verletzung eingeklemmtes Zungenbändchen mit riesiger wurstförmiger Schwellung der Zunge die beim Kauen behinderte, zufüttern und päppeln und wöchentliche Nottermine zum Nachschleifen über lange Phasen des Winters,

in weiterer Folge akute Verschlechterung des Zahnbefundes insgesamt,

große OP in der 3 Zähne entfernt wurden,

postoperativ bis heute nicht in der Lage Grünfutter zu kauen, auch nicht geraspelt, schwere Blinddarmentzündung und schlechtes Allgemeinbefinden, einmal akute Notsituation wenige Tage postopertiv durch Falschschlucken von Futterbrei beim Päppeln, der Brei geriet in den Nasenkanal und löste eine akute Beeinträchtigung der Atmung aus, Notdienst und stationäre Aufnahme, im weiteren Komplikation bei Wundheilung, zwei Abszesse im Unterkiefer,

darum 3 Monate später große Nach-OP in der 5 weitere Zähne gezogen und die Abszesse entfernt wurden, sekundäre Wundheilung und Heilung der offenen vereiterten Knochenleiste über 6 bis 8 Wochen mit wöchentlichen 1 - 2 mal Wundversorgung und Spülungen,

einmal Schleimhautverletzung im Anfangsstadium durch Zahnspitze, Zahnkaninchen Nummer 5 war nominiert,

einmal hochgradiger Befund auf schwere Wurzel- und Substanzschäden an 3 oberen Backenzähnen bei einem Zahnkaninchen das ebenfalls unter Kontrolle beim Haustierarzt sein sollte, große OP zur Entfernung der drei betroffenen Zähne mit entsprechender Nachbehandlung,

einmal eitrige Blasenentzündung bei vorliegender Blasenvergrößerung,

einmal schwerwiegender Befund auf Sackniere (Stauniere) mit anschließender großer Bauch-OP zur Entfernung der Niere,

zwei weitere Zahnbefunde noch im Anfangsstadium durch prophylaktische Kontrolle rechtzeitig abgefangen, dafür wurde ein Kaninchen aus dem Status der Zahnbehandlung entlassen und auf Beobachtung gestellt, sodass es jetzt 6 Zahnkaninchen mit regelmäßiger Behandlung sind, eines schwerwiegend



So waren vor allem die Monate Oktober bis Januar und dann wieder Mai bis August geprägt von extrem vielen abendlichen oder frühmorgendlichen oder zeitlich recht ungünstigen Fahrten über Mittag  zu den vielen vielen Behandlungs-, Kontroll- und Notterminen. Zuhause konnte nur noch improvisiert werden. Erschwert durch die Coronakrise und den neuen Lockdown war alles sehr kompliziert. ich hatte nur noch das Gefühl den Boden zu verlieren und nichts mehr auf die Reihe zu bringen außer den Kaninchen ständig das Leben zu retten. Finn zu päppeln dass er nicht verhungerte, täglich waren mindestens 2 bis 5 Kaninchen mit Medikamenten bis zu dreimal zu versorgen, mussten erst umständlich gefangen werden da sie einen siebten Sinn haben wenn man etwas für sie unangenehmes plant und dann in den Fluchtmodus wechseln.


Bis sich allmählich wieder das Gefühl einstellte, die Kontrolle zurück zu erlangen. Die Termine waren nicht mehr notfallmäßig sondern planbar. Die Abstände wurden länger. Die Behandlungserfolge zeigen wir sind auf dem richtigen Weg! Ein Weg auf dem ich bleiben will. Mit spezieller Problematik beim Kaninchen zum Spezialisten! Die Termine lassen sich bündeln, es konnten schon 5 Kaninchen zusammen gelegt werden zur Behandlung.


Ein weiterer Vorteil ist die Art der Narkose die hier für kurze Standardbehandlungen angewendet wird. In kurzer schonender Inhalations(Gas)narkose ist das Kaninchen nur wenige Minuten sediert und unmittelbar danach wieder fit. Mit Anfahrt, Behandlung und Rückfahrt sind sie ca. 3 Stunden aus ihrem Alltag raus, natürlich fressen sie vor Stress nicht in dieser Zeit. Ein Kaninchen bekommt aber schnell Probleme wenn es länger nicht frisst, da der Magen-Darm-Trakt auf Weiterschieben eingestellt ist und kaum eigene Peristaltik hat.



So erspart man dem Dauerpatienten "Zahnkaninchen" viele Injektionsnarkosen. Injektionsnarkose bedeutet für das Kaninchen 7 bis 8 Stunden oder länger aus dem Alltag genommen, dem Stress ausgesetzt, nicht fressen. Dies kann dem Kaninchen bereits zusetzen und eine Aufgasung auslösen. Und der Kreislauf stabilisert sich wesentlich langsamer.


Man würde denken das kann nicht sein, zu einem Zeitpunkt als das Wissen um Ernährung und Kaninchenkrankheiten enorm gewachsen ist und im Alltag konsequent umgesetzt wurde, traf uns die Krise mit voller Wucht. Teils Altlasten, teils Pechsträhne, teils Lerneinheiten. Jedenfalls gab es schon lange keinen Fall mehr von "morgens plötzlich tot im Stall", was allein schon ein großer Fortschritt ist. Und allen betroffenen Kaninchen konnte letztendlich geholfen werden.


So wächst aus der Krise ein besseres Konzept und die Krise wurde tatsächlich zur Chance.


Auch haben diese Ereignisse nochmals einen Denkanstoß gegeben, das Futterkonzept grundlegend zu ändern und sich an Diana Ruf zu orientieren (siehe auch Story Die grüne Pyramide)


Klarahz im August 2021


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