Das Märchen vom bösen Hasen

Das Märchen vom bösen Hasen

Erinnerungsfetzen aus der Kindheit…. 60er Jahre, Anfang der 70er…

Ein Stalli der bei Verwandten im Etagenstall saß, vor dem die Kinder gewarnt wurden er sei böse, er beiße. Wo man schaudernd erfuhr der Onkel könne nur mit dicken Lederhandschuhen den Käfig öffnen. Nach vollzogener Schlachtung wurde den Kindern berichtet, der böse Hase habe offene, wunde Fersen gehabt. Das kleine Mädchen von damals fragte sich bereits, ob der Hase vielleicht nur krank und nicht böse gewesen sei?

Nochmal die 70er Jahre, andere Schlachtkaninchen bei Bekannten auf einem Freizeitgrundstück. Ein Freizeitgrundstück mit so vielen verschiedenen Tieren von Ziege bis Huhn und bei Haltungsbedingungen, die man heute nur noch als Animal Hoarding bezeichnen würde. Auch hier saßen die Stallkaninchen reihenweise in viel zu kleinen Buchten. Die Kinder, die eigentlich wegen den Ponys hauptsächlich sich jeden Tag dort einfanden, fütterten die Stallis durch das Gitter mit Brot, weil man das so machte damals. Einige waren zutraulich, da öffneten sie die Stalltür und die Kaninchen ließen sich gerne streicheln. Die Kinder gaben ihnen Namen wie Mümmel und Schnuffi, bettelten um das Versprechen, dass ihre Lieblingshasen nie geschlachtet wurden und standen doch fassunglos eines Tages vor dem leeren Stall. Andere Hasen galten auch hier als böse. Sie bissen und fauchten und kratzten. Die Kinder waren schockiert. Oft fand sich bei der Schlachtung auch hier Verletzung und Krankheit. Obwohl bereits der kleine Stall, die Einzelhaltung, das Futter das eher Abfallverwertung war und der Dreck in der Box ausreichen, ein Kaninchen in die Verhaltensstörung zu treiben. Dem kleinen Mädchen taten die Tiere leid.

Jahrzehnte später, das Jahr 2016 (aus der Story Weihnachten für Wegwerfhasen), die SMS einer Freundin, sie beherberge nun den bösesten Hasen der Welt. Einzelhaltung, Käfighaltung seit sechs Jahren oder länger. Muss man sich wundern?

Ununterbrochen und noch heute… 2019… Kleinanzeigen bei Ebay, Kaninchen zur Abgabe, verschenkt oder am liebsten noch möglichst gut verhökert, böse Hasen, bissige Hasen… „Hase beißt uns“…. „Hasen sollen wohin kommen wo ihnen jemand das Beißen abgewöhnt….“  lauten die Begleittexte, meist in schlechtem Deutsch zu den schockierenden Fotos von viel zu kleinen Käfigen mit eingepferchten Kaninchen bei Wasserflasche und Trockenfutter.

Welch Armutszeugnis für unser Land, unsere Gesetzgebung, unseren Tierschutz, uns Menschen!

Klarah z, September 2019

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