Undicht

unDICHT

... wenn EC den Blasennerv angreift



Im Sommer 2020 war Paula eines Morgens feucht am Hinterteil, Urin im Fell. Jeden Tag aufs Neue. Bald schon war sie nass, durchnässt. Das Fell ging aus, die Haut entzündete sich. Tägliches Baden war nun Standardpflege, Paula immens gestresst dabei.


Der Stress löste Krämpfe aus, Paula verbog ihren Körper unkontrolliert wie ein C nach links.


Der Verdacht der sich hier natürlich aufdrängt, hat sich bestätigt. Im August 2020 wurde ein akuter Titer für E. Cuniculi, Enzephalitozoonose, Encephalitozoon Cuniculi, EC bestätigt.


Paula erlitt also einen EC-Schub, den ersten Ausbruch ihres Lebens. Vermutlich infiziert bereits im Mutterleib brach sich die EC nun Bahn.


Panacur und Vitamin B wurden sofort angesetzt.


Das war der Beginn einer langwierigen Inkontinenz die immer wieder aufflammen sollte. Es gab Phasen der Besserung, sogar Symptomfreiheit, während dessen die Haut abheilte und das Fell nachwuchs. Dann wieder Rückschläge.


Behandlungserfolge durch Rodicare Uro traten am Anfang auf, dann schwerer Rückfall und Behandlungserfolg durch Absetzen von Rodicare Uro. Schwer zu verstehen, irgendwie unlogisch.


Baden, verfilztes Fell entfernen, eincremen war und ist immer wieder täglich nötig. Zum Ende des Winters setzte sich eine akute bakterielle Blasenentzündung oben drauf. Jetzt musste Antibiotika eingesetzt werden und half auch für längere Zeit, bis der nächste Rückfall kam.


Die Blase war im August 2021, also gut ein Jahr nach Auftreten der Symptome, massiv vergrößert. Ohne Gries, ohne Bakterien. Die Blase konnte sich nicht mehr normal entleeren sondern lief regelmäßig über wenn sie zu voll wurde, das war die einzige Art wie Paula noch Urin absetzen konnte. Das schwallartige Überlaufen kann Paula nicht steuern und erklärt das tropfende Hinterteil jeden Morgen. Vermutlich hat EC den Blasennerv dauerhaft geschädigt.


Immer wieder breiten sich auch die schuppenden entzündeten Hautstellen weiter aus, einmal bis ganz den Rücken hoch, Milben haben bei solchen chronisch geschwächten Kaninchen und bei geschädigter Haut jederzeit leichtes Spiel. In 2021 wurde dreimal StrongHold dagegen eingesetzt.


Auch Schnupfen ist schon aufgetreten als Zeichen für ein allgemein geschwächtes Immunsystem.


Die Menschenfrau wurde angeleitet und muss nun die Blase täglich manuell ausdrücken. Tatsächlich hilft das, Paula nässt nun nicht mehr durch, die Haut heilt gerade und das Fell wächst nach. Ob es das Ausdrücken alleine ist oder auch das Panacur, das mal wieder als 3-Wochen-Kur gerade gegeben wird, oder beides, wir wissen es nicht. Es ist eine Momentaufnahme dass es ihr jetzt gerade gut geht.


Wir wissen nicht was kommt, wir gehen zusammen täglich neue Wege, Paula und ich. Sie steht in ihrem 8. Lebensjahr, die Lebensqualität ist noch ziemlich hoch, Paula bewegt sich frei im Garten, ist gut integriert in die Gruppe, hat sozialen Anschluss und Körperkontakt, hat keine Zahnprobleme, frisst gut. Wir freuen uns über jeden guten Tag, über gute Phasen, über heilende Haut und gesundes Fell. Wie lange das bleibt, was wir dann tun, es gibt kein Konzept. Einmal im Monat wird Paula bei der Kaninchenexpertin in Zukunft professionell entleert, ansonsten täglich zuhause soweit der Laie das schafft.


EC ist eine furchtbare Krankheit, der Erreger greift das Nervensystem an, alle Organe können betroffen sein und eine Vielzahl neurologischer Ausfälle auftreten. Es gibt keine Heilung, nur Linderung der akuten Schübe. Bekannt sind noch deutlich schlimmere Manifestationen dieser Krankheit, zum Beispiel Lähmung oder kreiseln, wenn Kanichen orientierungslos im Kreis rollen und krampfen. Seien wir dankbar dass es bei Paula  „nur“ die Blase ist und dass man noch helfen kann durch manuelles Ausdrücken, durch gute Pflege, durch Panacur-Kuren in größeren Abständen. Immer in Absprache und enger Überwachung durch einen kaninchenerfahrenen Tierarzt.


Klarah z im August 2021

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